Dienstag, 15. Dezember 2015

Australischer Wein

Dies wird für längere Zeit der letzte Blogeintrag auf J9 Down under sein, ich lege ihn schlafen. Ich hatte ihn erstellt als wir 2009 nach Australien kamen für meine Arbeit bei ABF und seither hat uns das Land und die Leute begeistert und beschäftigt.
Unsere Reise geht aber weiter in Südamerika, wo wir bereits angekommen sind. Ab sofort führen Oliver und ich einen gemeinsamen Blog. Mehr dazu erfährst Du hier.

In unseren insgesamt rund 28 Monaten Australien, haben wir diverse Weingebiete besucht und meinen, die wichtigsten gesehen und getestet zu haben, ausser dem Hunter Valley, das einfach nie richtig in die Route passte. Um auch dieses bekannte Tal zu besuchen brauchen wir keinen Kasbah und es ist gut möglich, dass wir mal wieder zurück kehren nach Australien und dann der Ostküste etwas mehr Gewicht geben. Falls es dazu kommen sollte, wäre dann das Hunter Valley eine der Prioritäten.


Was ich in diesem Blogeintrag zusammenfasse ist meine persönliche Beurteilung der australischen Weinregionen und ist weder vollständig noch objektiv, aber hat mir auch geholfen, meinen Weingeschmack weiter zu entwickeln. Die Mehrheit der Weinregionen haben wir mit dem Fahrrad besucht, was uns Gelegenheit gab etwas mehr zu degustieren und zudem einen guten Grund, nicht allzu viel kaufen „zu müssen“.

Die Karte gibt eine Übersicht der im Anschluss beschriebenen Weingebiete.


1) Yarra Valley
Aufgrund des kühleren Klimas und der relativ kalkhaltigen Böden das Pinot (Noir)-Gebiet schlechthin. Diese sind dann oft auch sehr gut. Neben dem Wein werden gute Weichkäse und sonstige Milchprodukte produziert. Die Entdeckung im Yarra Valley ist die Coombe Farm, welche über die ganze Linie hervorragende Weine präsentiert und dies auch noch in toller Umgebung. Das ehemalige Haus von Nelly Melba (weltberühmte Opernsängerin) ist Zentrum dieses Weingutes.

Yering Station ist eines der grösseren Weingüter

Die meist servierten Käse sind pasteurisierte Weichkäse. Die kräftigen Rohmilchkäse sind schwer zu finden

Chandon ist bekannt für seine sogenannten bubbly

Coombe Farm - unser Liebling im Yarra Valley....

.... mit seiner schönen Terrasse

2) Mudgee
Obwohl dieses Gebiet in New South Wales klein und wenig bekannt ist, hat der Weinbau einige Tradition. Wir haben das Weingut Vinifera besucht, wo seit 15 Jahren spanische Traubensorten angebaut und daraus spanische Weine vinifiziert werden. Ich empfand sie als sehr spanisch und der Tempranillo war vorzüglich.
Unser absoluter Liebling war die David Lowe winery, die nicht nur eine sehr gute Auswahl an Weinen offeriert, sondern auch einen zauberhaften Garten ihren eigenen nennt und die Weine durch einen ausserordentlichen Sommelier servieren lassen. 
Das chice Nachtessen in ihrem Zin-House war die Krönung unseres Fahrradtages in Mudgee. 
Insgesamt ist jedoch die Weinqualität in Mudgee schwankend. Meist wurden wir freundlich empfangen und bekamen eine ansprechende Anzahl Weine zur Degustation.

Dieser kreative Plan wird dem Besucher ausgehändigt, welcher neben der Weindegustation noch viel anderes erleben kann

Das Zin-House in Abendstimmung

3) Coonawarra
Dieses relativ kleine Gebiet um Penola bietet mittelmeerähnliches Klima, inklusive der dafür typischen „terra rossa“. Dieser humusarme Boden wird auch Kalksteinrotlehm genannt und ist der bevorzugte Bodentyp für die Cabernet Sauvignon Trauben. Aus diesem Grund haben auch bekannte Weingrössen aus dem Barossa Valley hier ihre Reben für CabSav, wie die Aussies diesen Wein gerne nennen.
Wir wurden hier durchs Band sehr herzlich empfangen und die Leute nahmen sich Zeit für uns. Auch offerierten sie uns die teuersten Weine gratis und scheuten sich nicht, eine neue Flasche zu öffnen nur für uns. Fahradmässig war es kein Highlight, aber wir fanden ein sehr charmantes Café für die Mittagspause.
Die önologische Perle für mich war der Sauvignon Blanc von Rymill.

Eine staubige Nebenstrasse führt durch die Reben

Lunch im alten Schulhaus des Dorfes Coonawarra - im Eat/Drink Ottilia Fodder

Wynns winery - eine der traditionellen Häuser im Coonawarra

4) Barossa Valley
Es ist bekannt in der ganzen Welt für schwere Rotweine. Für uns war es weinmässig eher eine Enttäuschung, dafür eine tolle Gegend zum Velofahren. Die Weine waren meistens nicht so gut wie sie teuer waren. Dies gilt insbesondere für Penfolds, deren Weine überall auf der Welt verkauft werden. So waren auch viele Asiaten in der leicht verstaubten Degustationshalle des unspektakulären Weingutes anzutreffen. Wir haben uns einen üppigen Portwein von Rockford mitgenommen, der uns manchen Campingabend versüsste.

 Ausblick aufs Barossa Valley vom Mengler Hill

 Rockford produziert noch mit viel Handarbeit und transportiert Trauben in einem museumswürdigen Bedford

 Süsser Traubenmost

 Auch hier: Handarbeit und ein bisschen body celebration ......

Seppelts-Trail - eine palmengesäumte Strasse begrenzt das Landgut der Familie Seppelt

5) Mc Laren Vale
In dieser Region wird konsistent gute Qualität der vollmundigen, schweren und tanninhaltigen Shiraz verkauft. Auch wenn ich kein Lieblingsweingut habe, gehören die Shiraz aus diesem Gebiet zu meinen absoluten Favoriten Australiens.

 Coriole Weingut - der Degustationsraum...

... in schönster Lage...

... und  mit einem üppigen Lunch

6) Clare Valley
Dieses haben wir 2011 besucht und immer noch in bester Erinnerung. Ganz besonders wegen dem Riesling Trail, einer ausgedienten Bahnlinie, welche für Velofahrer umgestaltet wurde und verkehrsfrei durch das ganze Tal führt. 
Da ich nicht ein grosser Rieslingfan bin, kann ich die Qualität der Weine nicht beurteilen.


Schöner kann das Velofahren nicht sein

 Unsere Velofahrt wurde begleitet von diesen ekligen Heuschrecken

Seven Hill Weingut - eines der ältesten im Clare Valley

 Die üppig grünen Reben in einer sonst eher trockenen Landschaft

7) Margaret River
Eines der neueren Weingebiete und ein beliebter Wochenendausflug für die vermögende Schicht aus Perth. Etwas spitzzüngig wird es auch Markup River genannt, was zu 100% passt. So wurden wir bei den grösseren Weingütern als Velofahren kaum beachtet. Sie gaben den Vorzug den Asiaten oder gut gekleideten Gästen, wo sie grösseren Umsatz witterten. Zum Teil sind die Anlagen der cellar door wunderschön und es werden spezielle Degustationsangebote feil geboten. Ein Chardonnay für $90 und ein Cabernet Sauvignon für $150 darf gekostet werden für einen Degupreis von $2 für zwei winzige Schlücke. Alles sehr ausgefeilt und touristisch, aber nicht ohne Charme. 

 Idyllischer Veloweg in der Region von Margaret River

 Voyager Estate zelebriert den Reichtum, aber auch gehobene Weinkultur

Die Velos sind eigentlich überall fehl am Platz

8) Griffith - Big Rivers Zone
Fast am Schluss unserer Reise besuchten wir diese Ecke New South Wales, mit den grössten Produktionsmengen in diesem Staat, welcher 30% vom australischen Umsatz in der Weinindustrie für sich in Anspruch nimmt. Hier geht es mehr um die Menge als um die Qualität und viele Liter des Traubenmostes enden in sogenannten casks (bei uns in der Schweiz wird der Süssmost im Herbst in solchen 5 oder 10l Gebinden verkauft), die für Reisende viele Vorteile bieten. Nichts desto trotz waren wir total begeistert von der bisher unbekannten Traubensorte Durif, die für die Region typisch ist. 
Origineller Degustationsraum bei Hanwood


 Industrielle Weinproduktion in Hanwood

9) Heathcote
Diese kleine aber feine Region bekamen wir konzentriert vorgestellt an der jährlich stattfindenden Weinmesse, die über ein Wochenende im Oktober im Dorf Heathcote stattfindet. Es blieb für uns unergründlich, wieso wir einen Eintrittspreis von $40 p.P. zahlen mussten für diesen Event. Dafür bekamen wir je ein schönes Weinglas, das sinnvollerweise für die Degustationen an allen Ständen verwendet wurde, aber oft nur einen Hauch des Weins, den wir auswählten zur Degustation. Wein konnte zu einem Vorzugspreis gekauft werden, aber ansonsten gab es nichts mehr. Die für die Region bekannten Shiraz waren zum Teil vorzüglich.
Der Essensteil des Food & Wine Festivals war reduziert auf ein paar Oliven, Konfitüren und hervorragende Chutneys. Es war trotzdem ein gutes, australisches Erlebnis und der Alkoholtest, den wir im Anschluss kostenlos machen durften, gute Unterhaltung.

Food & Wine in Heathcote

Viele junge Gäste waren anzutreffen und der Eintrittspreis macht den Event vermutlich etwas exklusiver - so unsere Erklärung

Auch nach ein paar Degustationen noch mit Fahrerlaubnis.....


Donnerstag, 8. Oktober 2015

Verkehrte Welt

Seit bald einem Jahr leben und reisen wir nun auf der südlichen Halbkugel und haben, nicht weiter erstaunlich, einige Kuriositäten angetroffen.
Bereits als die Engländer Australien erkundeten und besiedelten, beschrieben sie im Laufe des 18.Jahrhunderts einige Absurditäten. So fielen ihnen in der Tierwelt die schwarzen Schwäne auf, welche es in ihrer Heimat nur mit weissem Federkleid gab. 


Das Schnabeltier (Platypus) wurde um 1870 wissenschaftlich erforscht aber bereits vorher stellten die Engländer fest, dass sie Eier legen und brüten, die daraus schlüpfenden Jungtiere aber gesäugt werden. Das stimmte so gar nicht mit ihrem Verständnis von Säugetieren überein. In meinem Blog über den Platypus habe ich beschrieben, dass die Familie der Monotremata genau durch diese Eigenheiten gekennzeichnet sind, aber weltweit äusserst selten vorkommt.

In der Pflanzenwelt erachteten sie als bemerkenswert, dass die meisten Bäume ihre Rinde, nicht aber ihre Blätter verlieren. Das ist für viele Eukalyptusarten so. 



Kein Herbstlaub sondern Baumrinde

Kahle Boabbäume (Affenbrotbaum) erinnerten die ersten europäischen Siedler an verkehrt gepflanzte Bäume, die ihre Wurzel in die Luft strecken und nannten sie entsprechend „the upside down tree“. 

Boabbaum: Die Krone könnte wahrhaftig als Wurzelsystem verkannt werden

Ergänzend zu diesen früh beschriebenen „Verkehrtheiten“, die wir ebenfalls entdeckten, bin ich auf einiges gestossen, das den Titel dieses Blogeintrags „Verkehrte Welt“ untermauert.

Der Kapokbaum trägt oft Blüten und Früchte gleichzeitig, wobei die Blätter für die Photosynthese fehlen. Ein weiteres, eigenartiges, tropisches Gewächs.


Unser Schweizer Wappen wird hier wiederholt grosszügig mit Erster Hilfe gleich gesetzt. In Apotheken können gar Notfallapotheken für den Hausgebrauch mit dem Schweizer Wappen gekauft werden. 
Offiziell gilt aber auch in Australien das rote Kreuz für die Hilfsorganisation und das weisse Kreuz für das Schweizer Wappen, aber nicht alle scheinen sich um solche Konventionen zu kümmern.

 Aktion für Erste Hilfe Boxen im Schaufenster einer Apotheke

 Offizielles Schild einer australischen Apotheke

Schon den Kindern wird es falsch eingetrichtert – die Schweizer Ambulanz

Wir wurden mit unserem Auto auch schon als Mitarbeiter vom Roten Kreuz wahrgenommen….. 

Das Schweizerkreuz am Reservereifen auf dem Dach führt zu Verwechslungen

Der Strassenverkehr ist bekanntlich links, daran kann man sich gewöhnen, auch wenn der Fahrer in unserem Fahrzeug auf der linken Seite sitzt. 

 Wo es touristisch ist, begegnet man ab und zu solchen "Erinnerungen"

Aber hier sitzt dann der Fahrer trotzdem auf der linken Seite?

Was ist hier falsch?

Was mir aber äusserst verkehrt vorkommt ist die Tatsache, dass, wenn es temporär eine Überholspur gibt, rechts überholt wird, und dann die langsamen Fahrzeuge auf der linken Spur, sich nach rechts in den Verkehr eingliedern müssen.

 Hier die Vorwarnung. Überholendes Fahrzeug ist auf der rechten Spur

.... und dann geht die linke Spur ein! Auf dem Schild steht, "linke Spur endet" und "wechsle die Spur"

In mehreren Blindverkostungen haben wir die Käse Brie und Camembert einander gegenüber gestellt und jedes Mal waren wir uns sicher, dass der Brie nach Camembert schmeckte und umgekehrt.

Und zu guter Letzt die Erkennung, ob der Mond zu- oder abnehmend ist. 
Die Eselsbrücke der nördlichen Halbkugel, abnehmend wenn die linke Seite heller, (Schreibschrift = "Schnüerlischrift" A folgt der beleuchteten Kontur) und zunehmend wenn die rechte Hälfte beleuchtet ist, funktioniert hier nicht – es ist genau umgekehrt!

Beim folgenden Bild muss man sich fragen, ob auch Werbung in Australien anders funktioniert? 
Wohl eher nicht – aber ein humorvoller Hotelbesitzer


Keine Fotomontage, sondern so vorgefunden in einem Roadhouse

Australischer Fussgängerstreifen.....